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Lebe Und Denke Nicht An Morgen.... - Gothic


Gothic

Gothic (Kultur)


Die Gothic-Kultur ist eine vielseitige Subkultur, die ab Anfang der 1980er Jahre stufenweise aus dem Punk- und New-Wave-Umfeld hervorging und sich aus mehreren Splitterkulturen zusammensetzt. Sie existierte in den 1980er und 1990er Jahren im Rahmen der Dark-Wave-Bewegung und bildete bis zur Jahrtausendwende den Knotenpunkt der sogenannten Schwarzen Szene.
Das Basiselement, das die Entwicklung der Gothic-Kultur ermöglichte, war das Zusammenwirken von Musik (Gothic Rock), Faszination an abseitigen Themen wie Tod und Vergänglichkeit sowie einer daraus resultierenden Selbstinszenierung. Wesentlichen Einfluss nahmen hierbei Literatur und Film („Gothic Fiction“), deren Thematik das Erscheinungsbild der Szene zum Teil maßgeblich prägte.
Die Anhänger der Gothic-Kultur werden länderübergreifend als Goths bezeichnet, obgleich diese Bezeichnung innerhalb der Szene eher selten Anwendung findet, bei vielen Szene-Angehörigen gar auf Ablehnung stößt und häufig hinterfragt wird. Gründe hierfür finden sich im Versuch der Wahrung der eigenen Individualität.
Im letzten Jahrzehnt erfuhr die Bezeichnung Gothic eine Zweckentfremdung als Vermarktungsetikett durch die Musikindustrie, aber auch durch die kommerziellen Medien, wodurch sich ein weiterer Grund für die Ablehnung als Szene-Namen entwickelte. So wurden immer häufiger Bands szenefremder Musikkulturen, wie Metal, Mittelalterrock, Neue Deutsche Härte oder Visual Kei, als Gothic vermarktet, während das Zentrum der Gothic-Bewegung schrittweise ins Abseits geriet

Namensherkunft

Goth(ic) (eigtl. „gotisch“, hier im Sinne von „düster, schaurig“) fand Ende der 1970er für einen Stil der Rockmusik aus dem Post-Punk-Umfeld Verwendung und wurde ab 1982/1983 auf die Anhänger der dazu entstehenden Jugendkultur übertragen. Der Szene-Name geht dabei nicht auf das Volk der Goten, auf die Epoche der Gotik oder auf die Gothic Novels zurück, sondern ist grundsätzlich an einen in England entstandenen Musikstil angelehnt, der aufgrund seines dunklen und dumpfen Klanges und seiner verwendeten Themen als „schaurig“ empfunden wurde.Demgemäß existierte zwischen der Gothic-Szene und der Gotik-Epoche bzw. dem Mittelalter kein direkter Bezug, wie er in den nachfolgenden Jahrzehnten hauptsächlich von Außenstehenden fehlinterpretiert wurde.

So titulierte 1982 unter anderem Ian Astbury, Sänger der Band The Southern Death Cult, die Fans der Gruppe Sex Gang Children als „Goths“. Nur kurze Zeit später formierte Ian Astbury aus The Southern Death Cult die Band Death Cult und absolvierte 1983 einen Auftritt in Berlin. Der Musikjournalist Tom Vague, der diesem Konzert beiwohnte, äußerte in einem Bericht in der Oktober-Ausgabe des Musikmagazins ZigZag von 1983 über das Berliner Publikum „Hordes of Goths. It could be London…“dt. „Horden von Goths. Es könnte London sein…“) und versuchte damit, die Ähnlichkeiten zwischen dem Publikum beider Städte zu verdeutlichen. In den Jahren 1983 und 1984 festigte sich in Großbritannien die Bezeichnung für eine neue Jugendkultur allmählich und fand in der Zeitschrift The Face in einem Special über den Londoner Batcave-Club erneut Erwähnung.

Innerhalb des deutschen Sprachraums nutzte man gleichzeitig Bezeichnungen wie „Gruftis“ oder szene-übergreifend „Schwarze“ oder „Waver“, da sich Gothic in den 1980er Jahren weder als Genrebegriff noch als Bezeichnung für eine Subkultur über britische Grenzen hinaus weitläufig durchsetzen konnte. In Kanada und den USA geschah dies erst um etwa 1988, im mitteleuropäischen Raum zu Beginn der 1990er, obgleich Gothic als Selbstbezeichnung seit 1986 in Westdeutschlandund seit 1988 in Ost-Berlin belegt ist.Grufti, angelehnt an das Wort „Gruft“[8], galt lange Zeit als negativ behaftete Bezeichnung, die später bei den Szeneangehörigen jedoch zunehmend als saloppe Selbstbezeichnung Verwendung fand. Konträr dazu wurde sie mit Beginn des neuen Jahrtausends weitgehend aus dem szene-internen Sprachgebrauch verdrängt. Außenstehende verwenden sie noch heute, inzwischen größtenteils ohne negative Konnotationen.

Die Bezeichnung „Waver“ ist eine Ableitung von New Wave bzw. Dark Wave. Im Gegensatz zu anderen Post-Punk-Kulturen der 1980er gab es vielerorts keine reinen Gothic-Szenen. Oftmals wurde neben dem Hauptgenre Gothic Rock ein weites Spektrum verwandter Dark-Wave-Genres bevorzugt, sodass man in Mitteleuropa für gewöhnlich von einer „Dark-Wave-Szene“ sprach. Diese unterteilte sich – zumeist bedingt durch die musikalischen Präferenzen – in einzelne Teilkulturen, von denen die Kultur der Goths nur eine Komponente von vielen darstellte. Gothic wurde somit der Dark-Wave-Bewegung untergeordnet. Diese Unterteilung ist im Namen des Wave-Gotik-Treffens erhalten geblieben und findet sich in diversen Zeitschriftentiteln der 1990er Jahre wieder (z. B. The Gothic Grimoire – Musikmagazin für Dark Wave und Life Style).

Ferner waren in der DDR und Teilen Berlins Bezeichnungen wie Ghouls, Outs oder Darks gebräuchlich, letztere Bezeichnung findet sich auch in Ländern wie Italien, Mexiko oder – in der sprachlich angepassten Form Darkeri – in Kroatien wieder. In einigen Gebieten Deutschlands, wie Nordrhein-Westfalen, war zudem die Selbsttitulierung Krähen geläufig, was annähernd der Bezeichnung les corbeaux („die Raben“) entspricht, die französische Gothic- und Wave-Anhänger in den 1980ern für sich nutzten und die sich auf deren Erscheinungsbild bezog. Zeitweilig kamen auch Bezeichnungen wie Positive Punk oder Posi-Punk zum Einsatz, die – ebenso wie „Gothic“ – direkt von der bevorzugten Musik abgeleitet wurden. Positive Punk war in der ersten Hälfte der 1980er eine Alternativbezeichnung für den Gothic Rock.

Goth, in der Mehrzahl Goths, hat sich bis heute in vielen Teilen der Welt etabliert. In Deutschland ist daneben die entsprechende Übersetzung Goten sowie die grammatikalisch inkorrekte Bezeichnung Gothics verbreite

Die Szene
Die Szene im Überblick
Sozialstatistik

Über den Umfang der Gothic-Bewegung ist bisher wenig bekannt. Eine Marktstudie aus den späten 1990er Jahren geht – bezüglich der Szene in Deutschland – von etwa 60.000 Anhängern aus, obgleich diese Zahl als unrealistisch gilt, da sie neben der tatsächlichen Gothic-Kultur auch Teile der gesamten Schwarzen Szene und zahlreiche Sympathisanten mit einbezieht. So schreibt bspw. Roman Rutkowski in seinem Buch „Das Charisma des Grabes“:

    „Zudem muss man unterscheiden zwischen tatsächlichen Szenegängern und kurzfristigen, vor allem jungen Sympathisanten, die sich auf ihrem Entwicklungsweg »ausprobieren« und nur kurz innehalten, beeinflusst durch die derzeitige Popularität bestimmter Musikgruppen oder den Effekt »Szenezugehörigkeit als Mode«. Hierbei findet eine Vermarktung statt, die mit den Neigungen der Teenager durchaus geschickt taktiert.“

Vor diesem Hintergrund wird auch ein Wachstum der Gothic- und Wave-Szene, das um die Jahrtausendwende mehrmals prognostiziert wurde, szene-intern stark angezweifelt. Stattdessen wurde bereits Ende der 1990er in vielen Regionen eine sukzessive Rückbildung angenommen, die dem Niedergang der Gothic- und Dark-Wave-Musik zugrunde liegt. Die meisten Größenstatistiken beruhen auf der Grundlage von Festivalveranstaltungen und Zeitschriftenverkäufen, weshalb keine geeigneten Daten vorliegen. Denn nicht jedes Mitglied der Szene fährt zu den Festivals und nicht jeder Festivalbesucher ist zwangsläufig ein Goth.So liegt beispielsweise die Besucherzahl des Wave-Gotik-Treffens in Leipzig derzeit bei etwa 18.000, allerdings ist das Publikum in sich heterogen und umfasst neben Gothic auch Kulturen wie Punk, Metal, Visual Kei, Elektro, Cyber, Neofolk und Angehörige der Mittelalterszene. Darüber hinaus muss berücksichtigt werden, dass speziell die großen Veranstaltungen international besucht sind. Eine Größenschätzung des deutschen Publikumanteils ist aus diesem Grund nicht möglich.

Ebenso lassen sich anhand von CD-Verkäufen keine exakten Zahlen ableiten, denn „nicht alle Personen, die szenetypische Musik erwerben oder hören, würden sich dieser Szene als zugehörig ansehen, da hier doch mehr Attribute erforderlich sind als lediglich der Musikkonsum.“

Laut einer Studie des Ministeriums für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit Nordrhein-Westfalen (MFJFG NRW) beläuft sich das Alter der Szenemitglieder auf 14 bis 40 Jahre – ein Großteil davon bewegt sich zwischen 16 und 24 Jahren. Die Geschlechterverteilung innerhalb der Szene ist sehr ausgewogen, der Frauenanteil liegt somit deutlich über dem vieler anderer Subkulturen.

Szenemerkmale

Die Gothic-Szene gilt als ästhetisch orientierte Subkultur, deren Mitglieder als friedlich, aber auch als unnahbar, elitär oder wirklichkeitsfremd wahrgenommen werden. Sie ist eine retrospektive Kultur mit einer enormen Bandbreite an modischen Formen.

Die Durchschnittsbevölkerung wird von Teilen der Gothic-Kultur negativ kritisiert, etwa als konservativ, konsumorientiert, intolerant, egoistisch und vom Gesetz der sozialen Bewährtheit geleitet.Aus der Ablehnung dieser Eigenschaften resultiert eine demonstrative Distanzierung zur Gesellschaft.

Eine charakteristische Lebenseinstellung, die alle Angehörigen der Gothic-Kultur miteinander teilen, gibt es nicht. Zwar werden philosophische, religiöse sowie politische Fragen unter Goths thematisiert, allerdings nicht einheitlich beantwortet.

    „Aufgrund der Entstehung von Subszenen ist die Bandbreite an Gedankengut sehr weiträumig. Hinzu kommt, dass die Szenemitglieder einen ausgesprochen starken Individualismus zeigen und den Anspruch erheben, nicht etwa vorgefertigte Meinungen zu übernehmen, sondern im Laufe ihres Lebens eine ganz eigene Lebenseinstellung entwickelt zu haben.“

Als ein besonderes Merkmal wird häufig die Friedfertigkeit der Szene hervorgehoben. Diese ist jedoch überwiegend auf eine selbstbezogene, passive und teils resignative Grundhaltung zurückzuführen. Die Gothic-Kultur ist keine politisierte Bewegung. Sie verfolgt weder Ziele noch folgt sie einer gemeinsamen Ideologie.

    „Die Jugendlichen kreisen vielmehr um sich selbst, denken über sich und ihre Geschichten nach, durchaus auch über große Themen, ohne aber aktiv politisch zu handeln oder ihre Kritik lautstark zu artikulieren.“

Einige Goths suchen – ihrer Rückzugsintention entsprechend – Orte der Stille, Einsamkeit und Besinnung auf, die zumeist eine Atmosphäre von Tod, Trauer, Leid, Frieden und Vergänglichkeit ausstrahlen.Dennoch ist die Gothic-Szene keine Trauerkultur. So gibt es etliche Goths, die sich primär an mystischen und okkulten Inhalten erfreuen und versuchen, diese Seite ihrer Persönlichkeit auszuleben. Melancholische und introvertierte Eigenheiten sind somit zwar verbreitet, diese lassen sich jedoch aufgrund der Heterogenität der Szene und ihrer Ausdrucksformen nicht verallgemeinern. Ebenso sind humoristische Wesenszüge vorhanden, was vor allem (teils selbstkritische) Grufti-Comics verdeutlichen.

Die Auseinandersetzung mit dem Tod und dessen Akzeptanz als natürlichen Bestandteil des Lebens wird häufig ambivalent, das heißt sowohl auf ernsthafte als auch ironische Weise, nach außen getragen. Vereinzelt lässt sich ein Hang zur Existenzphilosophie erkennen, die neben dem Reinkarnationsgedanken auch die Erkenntnis über die Vergänglichkeit und die damit assoziierte Sinnlosigkeit des Lebens einbezieht, aus der sich wiederum negative Gemütszustände wie Gleichgültigkeit, Resignation oder Todessehnsucht entwickeln können.[

    „Das Todesbild der Gruftis enthält extreme und direkte Formen der Beschäftigung mit dem Tod, die vom Rest der Gesellschaft mit Unbehagen aufgenommen werden. Außenseitern ist es meistens unverständlich, wieso sich junge Menschen ausgerechnet mit dem Ende des Lebens befassen.“

Vergangene Epochen, wie das Viktorianische Zeitalter, die Gründerzeit und das Fin de siècle, ziehen das Interesse der Gothic-Kultur auf sich. Damit verknüpft ist häufig eine Vorliebe für literarische Gattungen und Perioden, speziell für die Gothic Novels und für die Schwarze Romantik, die zugleich bedeutenden Einfluss auf das Erscheinungsbild der Szene ausübten. Eine der Grundeigenschaften der Szene ist somit nicht, wie häufig angenommen, eine Rückbesinnung auf das Gotik-Zeitalter, sondern – eng verbunden mit der Musik – auf das 18./19. Jahrhundert, dem Zeitalter der Schauerromane.Ferner ist eine Sehnsucht nach dem Mittelalter und seinen Mythen und Sagen anzutreffen.Dabei handelt es sich jedoch um ein romantisiertes Bild des Mittelalters, das viele Goths vor Augen haben und eine Flucht vor der realen Welt ermöglichen soll. Die negativen Aspekte dieser Zeit, wie tödliche Seuchen (Pest), hohe Sterblichkeitsrate und Armut, werden zumeist ausgeklammert.

Die Beweggründe, sich der Gothic-Bewegung anzuschließen, sind unterschiedlicher Natur und unterscheiden sich nur unwesentlich von denen anderer Subkulturen. Neben den musikalischen Vorlieben zählen hierzu speziell im Jugendalter die Identitätssuche, alternative Lebensentwürfe, Protest und Abgrenzung gegenüber dem Elternhaus und der Gesellschaft, aber auch ein depressives Lebensgefühl, das häufig durch Sinnleere und Unverstandensein hervorgerufen wird. Dabei zieht die Entscheidung, sich der Gothic-Szene anzuschließen, oft viele private, schulische und berufliche Konflikte nach sich. In Einzelfällen kann diese Entscheidung die Bindung an die Eltern oder andere Familienangehörige komplett zerstören, z. B. dann, wenn das Familienleben schon vorher stark belastet und unharmonisch war.Diese Schwierigkeiten werden jedoch keineswegs als Beweggrund angesehen, sich von den eigenen Idealen, einer Weltanschauung oder einem Lebenswandel zu distanzieren.
Viele Goths pflegen ein starkes Traditionsbewusstsein und behalten ihren Lebensstil oder die damit verbundenen Vorlieben (u. a. für Musik und Kleidungsstil) weit bis ins Erwachsenenalter bei. Im Unterschied zu klassischen Jugendkulturen entsteht so ein altersübergreifender Dialog.

Tanzstile

In der Gothic-Szene sind unterschiedliche Tanzformen präsent, die grundsätzlich solistisch ausgeführt werden. Paar- oder Gruppentänze sind dieser Kultur fremd.

Noch in der Entwicklungsphase der frühen Gothic-Szene war der Pogo als Tanzstil weit verbreitet. Dieser wurde direkt aus dem Punk-Umfeld übernommen und konnte mit dem Batcave-Revival nach der Jahrtausendwende erneut Bedeutung erlangen. Daneben war in den 1980ern bei den Gruftis der sogenannte „Totengräber“ prävalent, spöttisch auch als „Nord-Süd-Kurs“ oder „Staubsaugertanz“ bezeichnet. Hierbei bewegt sich der Tänzer drei Schritte vor, beugt seinen Oberkörper – nach links oder rechts geneigt – nach unten und bewegt sich mit ebenso vielen Schritten zurück zum Ausgangspunkt. Mit der Umsetzung des Tanzes entsteht häufig der Eindruck, der Tänzer würde auf der Tanzfläche ein Grab schaufeln.Beide Tanzformen, der Pogo wie auch der „Totengräbertanz“, werden ohne Rücksicht auf den Takt der Musik ausgeführt. Mitunter wurde bei besonders schwermütiger Musik eine Form von „Anti-Tanz“ dargeboten, die sich durch ein regungsloses Herumstehen auf der Tanzfläche, meist mit verschlossenen Augen, äußerte:

    „Man tanzt halt nicht, sondern steht auf dieser Tanzfläche und lässt die Musik so richtig schön in sich hineinkriechen.“

In den 1990er Jahren kamen vermehrt rhythmusorientierte Tanzformen hinzu, deren theatralisch betonte Gesten teilweise an die indischer oder orientalischer Tempeltänzerinnen erinnern

Religion
Die Zugehörigkeit einer Person zur Gothic-Kultur ist unabhängig von Glauben, Konfession und Religionszugehörigkeit. Goths beschäftigen sich in Grundzügen mit dem Thema Religion und ziehen individuelle Schlüsse, wodurch eine nähere Bestimmung nicht möglich ist. Einige Teile der Szene sind dem Atheismus zugeneigt und lehnen die Institution Kirche, beispielsweise aufgrund ihrer Verfehlungen im Laufe der Geschichte, völlig ab.

Bei manchen Goths herrscht eine Sehnsucht nach den Ursprüngen des Glaubens und dem Heidentum vor, das im Verlauf der Christianisierung gewaltsam zerstört wurde. Das drückt oftmals den Wunsch nach den eigenen Ursprüngen und Wurzeln aus. Es lässt sich darüber hinaus ein Interesse an okkulten oder neuheidnischen Inhalten (bspw. an Wicca) feststellen. Damit einher geht eine Tendenz zum Synkretismus (auch „Patchwork-Religion“ genannt)

Anders als im Black Metal ist Satanismus kein elementarer Bestandteil der Gothic-Kultur Obwohl sich etliche Angehörige der Gothic-Bewegung vom Satanismus distanzieren und ein völlig anderes Lebensgefühl auszudrücken versuchen, werden sie aufgrund ihrer äußeren Erscheinung oft mit diesem in Verbindung gebracht und von Außenstehenden belächelt oder gar als potentiell gefährlich eingestuft.Zwar gab es in der Grufti-Szene der 1980er Jahre Szeneangehörige und Jugendcliquen, die sich oberflächlich mit dem Thema Satanismus auseinandersetzten. Den meisten Gruftis war Satan jedoch kein Anliegen. Ihr Erscheinungsbild und ihre Eigenheiten entsprangen vielmehr einer morbiden, teils nihilistisch geprägten Grundstimmung, die das einigende Element der Grufti-Szene darstellte. Der vornehmliche Glaubensinhalt der Gruftis war somit nicht, wie in den Medien häufig behauptet, der Glaube an den Satan oder an einen Gott, sondern an den Tod als eine übergeordnete Macht, der jeder Mensch unterworfen ist. Dieser Glaubensinhalt verweist wiederum auf eine atheistische Grundhaltung.

    „Weitergehende Beschäftigung mit Satanismus über theoretische Betrachtungen hinaus, findet – wenn lokal überhaupt – nur bei Randgruppen statt und ist keineswegs als szenetypisch zu bewerten.“

Die gesellschaftlichen Vorurteile treffen allerdings die an sich uneinheitliche Gothic-Kultur in ihrer Gesamtheit. Sie mögen gerade bei jüngeren Personen, die in die Szene hineinwachsen, die Ansicht verstärken, eine Ablehnung des christlichen Glaubens oder gar eine Hinwendung zum Satanismus sei Voraussetzung, um als Szeneangehöriger anerkannt zu werden. Dies ist jedoch nicht der Fall. In Einzelfällen mündet dieser Trugschluss besonders bei Neueinsteigern im adoleszenten Entwicklungsstadium in einen fiktiven Satanismus („Fantasiesatanismus“ auf der Basis individueller Interpretationen), der aufgund von Nervenkitzel oder Provokation betrieben wird, allerdings keinen wirklichen Bezug zum Satanismus aufweist.

    „Die Jugendlichen wollen Erwachsene schockieren, was ihnen durch die Hinwendung zum Satanismus am effektivsten gelingt, da das Christentum das dominierende Glaubenssystem der westlichen Kultur ist.]“

Häufig wird mit okkulten Symbolen, z. B. dem vorchristlichen Pentagramm und dem Petruskreuz, zum Zwecke der Provokation gespielt.Andererseits werden sie als Ausdruck von Kirchen- und Religionskritik verwendet.Oftmals ist es jedoch die in der Szene verbreitete Faszination an der Mystik, die Goths zum Tragen okkulter und religiöser Symbole bewegt.

Ein kleiner Teil der Szene ist christlich geprägt. Ein Beispiel hierfür liefert der Schwarze Gottesdienst, der jährlich zum Wave-Gotik-Treffen in der Leipziger Peterskirche stattfindet.

Friedhöfe

Ein weiterer bedeutsamer – wenn auch umstrittener – Treffpunkt und Aufenthaltsort für Goths ist der Friedhof. In den 1980er Jahren wurde der Friedhof hauptsächlich aufgrund jugendlicher Abenteuerlust aufgesucht. Zu Beginn der 1990er wich der Nervenkitzel an den nächtlichen Besuchen einer Faszination an der Ästhetik alter Gräber. So avancierte der Friedhof zu einem beliebten Besuchsziel mit ruhiger, romantischer und mystischer Ausstrahlung. Damit knüpfen viele Goths – oftmals auch unbewusst – an die Gepflogenheiten zur Zeit der Romantik an. Im 19. Jahrhundert waren Friedhöfe nicht nur Begräbnisstätten und Sammelstellen für Leichname, sondern öffentlich und gern besuchte Plätze, die von ihren Besuchern als Orte der Meditation und mentalen Sammlung aufgesucht wurden.

„Der morbide Charme eines von hohen Mauern und alten Bäumen umsäumten Gottesackers mit seinen von Efeu und Ginster überwucherten Gräbern, seinen Stelen und Statuen, seinen kleinen Kapellen und Grüften, ist trefflich geeignet, das Gemüt zu beruhigen, die Fantasie zu beflügeln und über die Vergänglichkeit allen Seins zu sinnieren.Im Schatten der kühlen Mauern eines Beinhauses, angesichts der Allgegenwart des Todes verblassen die kleinen Sorgen und Nöte des Daseins und weichen dem Begreifen ihrer Bedeutungslosigkeit.“

Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich der Friedhof zu einem tabuisierten Ort, der insbesondere von den jüngeren Generationen gemieden und aus dem Leben verbannt wird. Goths enttabuisieren den Friedhof und machen ihn zu einem alltäglichen (bzw. allnächtlichen) Aufenthaltsort


Schwarze Romantik

Die Schwarze Romantik war eine literarische Strömung des 19. Jahrhunderts, die von dem italienischen Literaturwissenschaftler Mario Praz in seiner Studie La Carne, la Morte e il Diavolo nelle Letteratura Romantica (dt. Titel: „Liebe, Tod und Teufel. Die schwarze Romantik“) von 1963 ausgiebig untersucht wurde und sich sowohl den Abgründen menschlicher Existenz (Wahnsinn, morbide Neigungen wie Nekrophilie) als auch antichristlichen, nihilistischen und gespenstischen Themenkreisen zuwandte. Bedeutsame Autoren dieser Strömung der Romantik, als deren Wegbereiter Mario Praz Marquis de Sade begreift, waren Ludwig Tieck, E. T. A. Hoffmann, Edgar Allan Poe, Algernon Charles Swinburne und Lord Byron, aber auch Gérard de Nerval, Gustave Flaubert, Charles Baudelaire und Gabriele D'Annunzio.

Essentieller Bestandteil der Schwarzen Romantik waren die sogenannten Gothic Novels. Im englischen Sprachraum erfreuten sich die Gothic Novels, mit ihren schaurigen Handlungsplätzen wie Friedhöfen, Spukschlössern und Ruinen, großer Beliebtheit. Der Erfolg dieser Romane im Rahmen der aufkommenden Dekadenz-Literatur im 18. und 19. Jahrhundert war eine Reaktion auf die rationale, entmystifizierende Sicht des Naturalismus und der Aufklärung.

Seit den Anfängen der Gothic-Bewegung zeigt sich eine thematische Vernetzung zu den Gothic Novels und zur Schwarzen Romantik, die sich in ihren unterschiedlichen Ausdrucksformen bis heute erhalten hat. So gab es viele Bands aus dem Gothic-Rock- und Dark-Wave-Umfeld, wie Bauhaus, Siouxsie & The Banshees, Ghosting oder The House of Usher, die sich intensiv mit dieser Epoche auseinandersetzten. Auch in der Gothic-Kultur ist ein starkes Interesse an der Schwarzen Romantik vertreten. Hierbei wird allerdings nicht nur das Spektrum themenbezogener Romane und Filme rezipiert, sondern versucht, düstere Charaktere wie Untote oder Femmes Fatales in Szene zu setzen. Damit nehmen Goths den Platz von Rollenspielern ein. Im Rückzug in eine idealisierte Lebensweise findet sich sowohl bei den Romantikern als auch bei Anhängern der Gothic-Kultur eine Tendenz zur Weltflucht.

Wohnraumgestaltung

Da der Wohnraum allgemein auch als Wohlfühl- und Rückzugsort genutzt wird, spielt bei vielen Goths insbesondere die Wohnraumgestaltung eine wesentliche Rolle. In den 1980er Jahren war es üblich, die Wände und Zimmerdecken mit zumeist schwarz gefärbten Stoffen und Tüchern auszuschmücken und mit Accessoires wie Rosenkränze, Kreuze, Plastikrosen oder Grabscherpen zu dekorieren. Auch die Zimmereinrichtung bestand häufig aus schwarzen Möbeln und Gegenständen wie Kerzenleuchtern, Grableuchten oder Totenschädeln, wodurch der Wohnraum oft eine friedhofsnahe Atmosphäre vermittelte.

Nachdem sich die Gothic-Szene im Verlauf der 1990er Jahre aus dem Status als Jugendkultur herauslöste, verschwanden diese – inzwischen größtenteils als klischeehaft geltenden – Formen der Wohnraumgestaltung allmählich und wurden durch weniger makabere Gestaltungsformen abgelöst, die beispielsweise der viktorianischen Raumgestaltung und dem Historismus („Gründerzeitstil“) nachempfunden sind oder sich an einem zeitgemäßen, schlichten und neutralfarbenen Jugendzimmerstil orientieren. Nahezu ausschließlich in Teilen der Batcave-Kultur sind die Gestaltungselemente der 1980er, wie zerrissene Textilien, Spinnennetze, Schädel oder Fledermaus-Attrappen, auf einer humoristischen Ebene erhalten geblieben.

Politik

Eine eindeutige politische Ausrichtung ist nicht feststellbar. Im Vergleich zu anderen Subkulturen, die sich im Umkreis der Schwarzen Szene bewegen, nimmt Politik innerhalb der Gothic-Bewegung einen nebensächlichen Stellenwert ein, wodurch konservative oder rechtstendierende Ideologien seltener anzutreffen sind. Einige Goths interessieren sich für linksalternative Politikansätze. Andere wiederum nehmen eine primär unpolitische Haltung ein – seit den 1990ern mit steigender Tendenz.

    „Mit der Zeit scheint das auch stetig abzunehmen, [ungewöhnlich,] wenn man bedenkt, dass die Wave- und Gothic-Bewegung aus dem Punk entstanden ist und in der ersten Hälfte der 1980er Jahre sehr stark von der unterkühlten Stimmung des Kalten Krieges geprägt wurde.“

    – K.Baal, Sänger der Gothic-Rock-Band Lady Besery’s Garden, 1999

Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit werden in der Gothic-Kultur weitgehend abgelehnt. Dieser Umstand machte sich vor allem in den 1990er Jahren bemerkbar. Zeitschriften wie das Bonner Musikmagazin „Gothic Press“ wiesen 1992 in einem Rundschreiben auf die Gefahr des Rechtsextremismus hin und sprachen sich gegen rechtsextreme Gewalt aus. Gleichzeitig distanzierte sich jedoch ein Großteil der Szene von jeglichen politischen Ideologien und sah Aktionen gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit als selbstverständlich an.

Mehrfach wurden durch die Medien und linksradikalen Organisationen, wie etwa Splittergruppen der Antifa, Bezüge zwischen der Gothic-Kultur und Künstlern hergestellt, denen eine rechtsextreme Gesinnung nachgesagt wird. Viele dieser politisch umstrittenen Künstler, wie Boyd Rice, Death in June, Von Thronstahl, Der Blutharsch oder Blood Axis, stammen jedoch aus dem Neofolk- und Martial-Industrial-Umfeld. Sie bewegen sich vornehmlich im Randbereich der Schwarzen Szene und verfügen über nur wenige Berührungspunkte mit der Gothic-Kultur.

Musik und Mode

Musikkollektionen beschränkten sich in der Regel auf Magnetbandkassetten (ORWO-Kassetten), deren Aufnahmen vorwiegend in schlechter Qualität von Radio mitgeschnitten wurden. Als ein bedeutendes Medium galt hierbei die Sendung „Parocktikum“, die in der zweiten Hälfte der 1980er vom Jugendradio DT64 ausgestrahlt wurde. Mithilfe dieser Radiosendung erlangten Bands wie Joy Division, The Cure, Alien Sex Fiend, Bauhaus, Einstürzende Neubauten, Cocteau Twins, The Smiths, Dead Can Dance, Clan of Xymox, Marquee Moon und viele andere im Osten Deutschlands schnell Bekanntheit. Dessen ungeachtet blieb die Anzahl landeseigener Wave- und Gothic-Bands gering. Kultstatus erreichten lediglich Rosengarten aus Salzwedel, Die Art aus Leipzig und Die Vision aus Ost-Berlin.Eine der Hauptursachen hierfür war der Mangel an preiswerten und leistungsfähigen Instrumenten:

    „Synthie-Bands gab es nur sehr wenige. Spitzentechnik aus dem Westen war sehr teuer, eine Gitarre konnte man sich gerade noch leisten. Synthesizer aus der DDR-Produktion konnte man gleich in die Mülltonne schmeißen. Vermutlich gab es deswegen überwiegend Gitarrenbands.“

    – Thomas Böttcher & Jens-Uwe Helmstedt, Musiker

Seltener waren Schallplatten und Kaufkassetten, die über Polen, Ungarn, die Tschechoslowakei oder über die Bundesrepublik Deutschland in die „Zone“ gelangten. Für Alben von The Cure, Depeche Mode oder Bauhaus zahlte man in der DDR, beispielsweise via Intershop, nicht selten überhöhte Preise. Andererseits wurden einige Veröffentlichungen durch das Plattenlabel Amiga (VEB Deutsche Schallplatten) publiziert. Viele dieser Tonträger waren angesichts ihrer geringen Stückzahlen und infolge der hohen Nachfrage jedoch schon unmittelbar nach Erscheinen vergriffen und wurden nachfolgend als Sammlerstücke gehandelt.

    „Die Schwierigkeiten bei der Beschaffung der staatlich verpönten Musik gaben dieser einen besonders hohen Stellenwert. Das Überspielen solcher Schallplatten auf Kassetten und das Horten solcher »Schätze« war beinahe eine Kulthandlung.“

In Hinsicht auf die Mode ließ man der Kreativität freien Lauf, da viele Kleidungselemente des Grufti-Looks in den herkömmlichen Kaufhäusern nicht erhältlich waren. Hauptsächlich aus der Not heraus wurden viele Gegenstände aus dem alltäglichen Leben zweckentfremdet. So wurden unter anderem Gewänder aus kostengünstigem Fahnenstoff geschneidert oder Metallzugketten von Toilettenspülungen zu tragbarem Schmuck verarbeitet. Für Nietengürtel- und armbänder erwiesen sich vor allem die an der Sohle von Spikesangebrachten Metalldornen als optimal.

Darstellung der Gothic-Szene in den Medien

 

Das negative Image, das der Gothic-Szene anhaftet, wurde und wird zu einem Großteil durch die kommerziellen Medien aber auch durch die Szene selbst geprägt. Berichte über Satanismus, Grabschändungen oder schwarze Messen bilden den Inhalt zahlreicher Publikationen und nehmen starken Einfluss auf die Betrachtungsweise der Bevölkerung. Viele dieser Berichte, deren Inhalt über zwei Dekaden hinweg nahezu unverändert übernommen und vervielfältigt wurde, repräsentieren das Bild einer aufmüpfigen Jugendszene, die bezüglich ihrer Geisteshaltung und Lebensart als längst erloschen gilt.

 

Tatsächlich kam es in den 1980er Jahren in Teilen der Grufti-Szene vereinzelt zu Friedhofsvandalismus, dem die spätere Gothic-Bewegung jedoch ablehnend gegenübersteht. Hierzu zählten unter anderem das Umstoßen von Grabsteinen oder das Entwenden von Grabschmuck wie Kränzen, Grableuchten, Vasen oder Kruzifixen], die als Dekoration für die eigene Wohnstätte dienten.Dahinter standen vermutlich weniger antireligiöse Beweggründe als jugendliche Unbekümmertheit, Imponierverhalten und der Nervenkitzel beim Spiel mit Tabus. Zudem symbolisierten die gesammelten Gegenstände die unmittelbare Nähe zum Tod, die zur damaligen Zeit noch eine zentrale Stellung einnahm. Die Sorglosigkeit vieler jugendlicher Gruftis wirft dabei selbst Jahrzehnte später noch einen Schatten auf die gesamte Gothic-Bewegung. Das kontinuierliche Aufgreifen derartiger Geschehnisse durch die kommerziellen Medien, besonders durch Boulevardpresse- und -sendungen,begründet sich überdies oftmals nicht in der Absicht einer seriösen Berichterstattung, sondern zielt überwiegend auf die Sensationsgier der Bevölkerung ab, die in den alten, häufig übertrieben dargestellten Delikten ihre Vorurteile gegenüber der heutigen Gothic-Kultur bestätigt sieht.

Nicht alle Mediendarstellungen zeigen die Szene in einer verzerrten Sicht. Es finden sich auch viele Artikel, die diese Subkultur mit großer Sympathie schildern. Solcherlei Berichterstattung kann man in der Regel seriösen Tageszeitungen entnehmen. Die wirklich schädigenden Berichte müssen zum größten Teil der Boulevard-Presse zugeschrieben werden.

Abseits der kommerziell ausgerichteten Medien finden sich vereinzelt Berichte und Selbstdarstellungen der 1980er Jahre auch in den frühen Ausgaben der Musikzeitschrift Zillo, in denen – neben „Séancen auf den Gräbern der Toten“ – die Zerstörung von Grabsteinen, die Flucht aus der Realität mittels Konsum von Drogen, die zunehmende Aufspaltung in jugendkulturelle Cliquen und die stetig anwachsende Intoleranz innerhalb der Grufti-Szene angesprochen werden.

 

Hierbei muss jedoch berücksichtigt werden, dass die Grufti-Szene als reine Jugendbewegung konstituiert war, von der ein Teil ihrer Anhänger versuchte, mithilfe abenteuerlicher, morbider Geschichten in den Medien Aufmerksamkeit zu erregen und vor allem szene-intern Respekt und Anerkennung zu erlangen

Entwicklung der Gothic-Szene

Anfangsjahre (1981-1989)

Die Gothic-Kultur entstand ab den frühen 1980er Jahren europaweit als musikkulturelle Jugendszene. Wie bei anderen Jugendkulturen erfolgte hierbei ein Tribalisierungsprozes], der in einer ersten Stufe etwa 1983 abgeschlossen war. Nicht ganz geklärt ist, ob die Gothic-Szene von England aus Verbreitung fand oder ob sich in anderen europäischen Ländern gleichzeitig Parallelszenen entwickelten. So tourten Gruppen wie Siouxsie & The Banshees oder The Cure bereits in den Jahren 1980/1981 durch Deutschland (u. a. Hamburger Markthalle und SO36 in Berlin; im Rahmen der „Rock/Pop“-Sendungen wurde 1981 ein Auftritt der Banshees im ZDF übertragen) und konnten schon zu dieser Zeit zahlreiche Fans gewinnen. Auch die Post-Punk-Band Joy Division gab 1980 zwei Auftritte in Köln und Berlin und war demzufolge in Deutschland bekannt. England diente jedoch als Reiseziel sowie als Orientierungspunkt bezüglich Musik und Mode. Es fand somit ein Austausch auf internationaler Ebene statt.

 

Inspiriert durch weitere Künstler, wie Bauhaus, The Sisters of Mercy, Christian Death, Xmal Deutschland und UK Decay, entwickelten sich so beispielsweise im deutschsprachigen Raum zunächst kleinere, regionale Gruppierungen (Cliquen), die in der Punk- und New-Wave-Bewegung Westeuropas verwurzelt waren, untereinander jedoch kaum Kontakt hielten. Speziell in den Großstädten standen sich viele der Jugendcliquen infolge von Generationskonflikten feindlich gesinnt gegenüber. Die frühesten Entwicklungsansätze der Gothic-Bewegung in Deutschland lassen sich seit etwa 1982 in der ehemaligen Mauerstadt West-Berlin finden, die sich in den 1980er Jahren zu einem Wallfahrtsort der westdeutschen Gothic-Szene entwickelte und einen intensiven Austausch mit London pflegte. Hier trafen sich die Goths aus der gesamten Bundesrepublik am Bahnhof Zoo oder auf dem Breitscheidplatz; zu den bedeutendsten Diskotheken zählten in dieser Zeit das Trash im Stadtteil Kreuzberg (später „Altes Kaufhaus“ alias „A. K.“) oder das Linientreu. In Österreich entfaltete sich das U4 in Wien zu einem zentralen Szenetreffpunkt.

Vor zehn oder zwölf Jahren fing es an, Jugendliche zu geben, die sich, angeregt durch akustische und optische Erscheinungen im Reiche des Poppes und des Rockes, in schwarze Tücher hüllten, sich die Haare dunkel und nach oben weisend machten und finster blickend durch die Großstädte schlichen. Wie sie sich selber nannten, weiß ich nicht. Aber ich erinnere mich an eine so zurechtgemachte Frau, die sagte, sie wäre eine »Gothic-Frau«. Andere nannten diese Menschen »Gruftis«...

Max Goldt, Schriftsteller, Kolumnist und Musiker, 1992

Bereits in der Entstehungsphase der Gothic-Szene galt die erste Welle der Gothic-Musik ca. 1984 als erloschen. Bedeutsame Vertreter wie Bauhaus, The Cure, UK Decay, Specimen, The Southern Death Cult oder The Danse Society wandelten ihren musikalischen Stil oder gingen getrennte Wege. Diese Gegebenheit schlug sich bald auf die englische Regionalszene nieder, die schon in der Mitte der 1980er Jahre erste Verfallserscheinungen zeigte. War die Gothic-Bewegung in England primär eine Mode-Erscheinung unter vielen, die sich hauptsächlich in Clubs wie Clarendon Ballroom, Batcave, Kit Kat (alle drei London) oder The Phonographique in Leeds (bekannt durch die Veranstaltungsreihe „Black Sheep“) zusammenfand, so konnte sie im restlichen Europa, vor allem in den industriestärksten Regionen Deutschlands, Frankreichs und der Niederlande, Fuß fassen.

Damals war es modisch, Goth zu sein. Deshalb war die Anhängerschaft größer. Als sich der Modegeschmack änderte, blieben die »wahren Goths« dabei. Aber die Leute, die nur der Mode gefolgt waren, wandten sich anderen Dingen zu.

Andrew Bachelor alias Damien DeVille, Lead-Gitarrist der britischen Gothic-Rock-Band Nosferatu

In Spanien beschränkte sich die Szene auf die Zentren Madrid, Barcelona und Saragossa.Sie war – ebenso wie Italiens Szene– nur eine kurzlebige Bewegung, die in der Mitte der 1980er abflaute und erst in den 1990er Jahren einen Aufschwung erfuhr.In den USA bildeten sich insbesondere in den Küstenstädten Los Angeles, New York und Philadelphia gothic-spezifische Infrastrukturen heraus, während Städte wie Boston, Detroit oder Chicago schwerpunktmäßig durch Post-Industrial (bzw. Electro-Industrial), House und Detroit Techno geprägt wurden. Los Angeles nimmt dabei eine gesonderte Rolle ein. Die Stadt avancierte zum Zentrum der Death-Rock-Bewegung, in deren Umfeld sich ein Teil der US-amerikanischen Gothic-Szene entwickelte. In Kanada bildete das Gebiet um Toronto, Montreal und Québec die kulturelle Kernregion.

 

Die Frisuren und Kleidungsstile der Goths waren zu dieser Zeit stark an das Erscheinungsbild der Punk- und New-Wave-Bewegung angelehnt oder wurden von den musikalischen Leitfiguren übernommen. Populäre Künstler wie Robert Smith (The Cure), Rozz Williams (Christian Death), Siouxsie Sioux (Siouxsie & The Banshees), Peter Murphy (Bauhaus) oder Jonathan Melton (alias Johnny Slut, Specimen) sind bis heute Idole der Gothic-Kultur und dienten hierbei als Vorbild.

Es dauerte ein Jahr, bevor uns klar wurde, dass wir ein großes Publikum anzogen, Post-Punks, die sich in etwas verwandelten, das wir »Wildebeests«, wilde Kreaturen, nannten. Einerseits hatten wir ein Publikum, das wir durch unsere eigene Arbeit geschaffen hatten, andererseits waren wir auch ein wenig irritiert, neugierig und reichlich verwirrt: Wieso sieht unser Publikum so seltsam aus? Uns selbst war nicht bewusst, wie wir aussahen. Nach einer Weile wird man immun gegen die Schockwirkung des eigenen Outfits. Da wird das die Norm.

Peter Murphy, Sänger der Gruppe Bauhaus

Ab 1984 wurde die Szene zunehmend auch in deutschen Punk-Fanzines erwähnt. So beklagte das Mettmanner Szenemagazin The Mettmist in einem Bericht über einen Auftritt der Band Christian Death im Club „Okie Dokie“ in Neuss:

Wieder mal spät begann das Konzert der amerikanischen Oberdüster-Gruppe Christian Death. […] Das Publikum war ebenfalls sehr düster […] Einige waren in vollem „Christian Death“-Outfit erschienen. Na ja, an der Gruppe fand ich diese Klamotten ja toll. Aber sie total nachzumachen?

The Mettmist, deutsches Punk-Rock-Fanzine, 1984

Als weiterer Einflussfaktor gelten die regionalen Unterschiede bezüglich der Umwelt- und Lebensbedingungen und einem damit verbundenen Lebensgefühl. In Gebieten, die durch Industrie geprägt waren, herrschte vielmehr ein punk-lastiger Kleidungsstil vor. In Regionen, in denen ein historischer Architekturstil dominierte, fühlte sich hingegen ein Teil der Gothic-Szene von Epochen vergangener Tage inspiriert. So entstanden beispielsweise im süddeutschen Raum unterschiedliche Kleidungsstile, die sich an der Zeit der Romantik oder des Barock orientierten. Diese Stile werden häufig auch als Einfluss der englischen New-Romantic-Bewegung gedeutet.

 

Daneben ließen sich unzählige Goths von Filmfiguren aus Horror- und B-Movie-Klassikern wie Nosferatu, Die schwarze Katze, Der Rabe und The Hunger oder Filmkomödien wie The Munsters und The Comedy of Terrors inspirieren. Obwohl sie sich derselben Kultur zugehörig fühlten, unterschieden sich Goths, die sich an Horrorfilm- und Romanfiguren oder an Teilen der New-Romantic-Bewegung orientierten, schon früh von solchen, die eher dem Punk zugeneigt waren, sowohl was ihr Erscheinungsbild als auch ihre Lebensansichten anbelangte.

In der Mitte der 1980er begannen sich zunehmend Zeitschriften wie die BRAVO (Deutschland) und der Rennbahn-Express (Österreich) für das Jugendphänomen zu interessieren. So veröffentlichte die BRAVO unter anderem im März 1986 den Bericht „Die Gothics lieben Grüfte“. Schon im Februar des darauf folgenden Jahres startete mit „Ratte macht die Fliege“ eine achtteilige Gothic-Foto-Love-Story.

Aufgrund des Mangels an musikalischen Idolen begann jedoch ab etwa 1987 auch die Szene in Deutschland allmählich zu zerfallen. Diesem Verfall wirkten Gruppen wie The Sisters of Mercy, The Cure oder Fields of the Nephilim entgegen. Neben Robert Smith, der sich nach einem Ausflug in kommerzielle Popgefilde auf seine Dark-Wave-Wurzeln zurückbesann, waren insbesondere Andrew Eldritch (The Sisters of Mercy) und Carl McCoy (Fields of the Nephilim) führende Musiker dieser Ära. Letztere beeinflussten die Mode einer neuen, speziell in Großbritannien als Bonanzas bezeichneten Splitterkultur nachhaltig, obgleich das für die frühe Gothic-Kultur charakteristische punk- und wave-bezogene Erscheinungsbild weiterhin dominierte.

Andere, kulturell bedeutende Bands aus dem Gothic-/Dark-Wave-Umfeld waren The Mission, Dead Can Dance, Clan of Xymox, The Fair Sex, Pink Turns Blue, Psyche oder Girls Under Glass.

Zu jener Zeit entwickelten sich Diskotheken wie das Zwischenfall in Bochum-Langendreer, das Abby in Meßkirch, das Ohm in Mannheim, das Cräsh in Freiburg oder das Madhouse in Berlin zu wichtigen Szenetreffpunkten in Deutschland.


Gruftis in der DDR

Gruftis im öffentlichen Leben

Um etwa 1985 drang die Grufti-Bewegung über Berlin und Westdeutschland auch in Teile der Deutschen Demokratischen Republik vor. Das Alter der Szenemitglieder bewegte sich zwischen 14 und 23 Jahren und entspricht ungefähr den Angaben zur heutigen Szene Dieter Baacke räumte in seinem Buch „Jugend und Jugendkulturen – Darstellung und Deutung“ (1999) der Szene in der DDR eine Blütezeit ein, die sich auf die Jahre 1988/1989 datieren lässt.

In Deutschland und insbesondere in Ostdeutschland befasste man sich viel intensiver und ernsthafter mit den hinter der Musik stehenden Werten und Idealen. Baacke geht – was den Osten anbelangt – sogar davon aus, dass es in der DDR eine Blütezeit gegeben haben dürfte.

Von der Mitte der 1980er Jahre bis kurz vor der Wende zählte das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) mehr als 600 Gruftis innerhalb der DDR, 150 davon in Ost-Berlin. Weitere Zentren waren Cottbus, Frankfurt (Oder), Leipzig, Potsdam und Halle an der Saale. In die zumeist regional organisierten Jugendcliquen wurden 36 Inoffizielle Mitarbeiter der Stasi zur Bespitzelung eingeschleust, auf jede Clique kam somit ungefähr ein Inoffizieller Mitarbeiter (IM).

In den Kleinstädten herrschten hingegen weniger homogene Strukturen vor. Hier solidarisierten sich Gruftis mit Punks oder New Romantics. Aufgrund ihres „unsozialistischen Aussehens“ (O-Ton Volkspolizei)[ wurden viele Jugendliche staatlich verfolgt, Treffen wurden durch die Volkspolizei aufgelöst und als Bandenbildung aktenkundig vermerkt, Platzverweise und Innenstadtverbote blieben keine Seltenheit. Dieser Umstand machte einen Austausch zwischen den Anhängern der ostdeutschen Wave- und Gothic-Bewegung nur erschwert möglich.

Im Grunde entwickelte sie sich ähnlich wie im Westen, bloß mit dem Unterschied, dass sie hier aufgrund des sozialistisch geprägten Systems sehr eingeengt, unterdrückt und getrennt vom Rest der Szene existierte und offiziell als Tabu galt. Dadurch wuchs die Gemeinde jedoch nur noch stärker zusammen und hatte somit einen familienartigen Charakter, der seine Eigenheiten bezüglich des Westens aufwies. […] Besonders hatte die Szene mit der intoleranten Bevölkerung zu kämpfen, weil diese in den andersartigen »Ostgoten« eine Bedrohung sah.

Auch von den Lehrkräften wurde massiv Druck ausgeübt. Dies äußerte sich durch die leistungsunabhängige Vergabe schlechter Noten oder durch das Verbot, höhere Schulabschlüsse wie Abitur zu belegen. Unter Anwendung dieser Maßnahmen wurden viele Gruftis, deren Wunsch nach individueller Entfaltung als Angriff auf das politische System fehlgedeutet wurde, aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen und daran gehindert, einem angemessenen Berufsleben nachzugehen.

Ich hatte viel Ärger zu der Zeit. Ich habe das nie verstanden, wenn die auf mich zukamen und Druck machten wegen meines Aussehens. Dass ich damit politisch irgendwo anstoße, war mir überhaupt nicht bewusst, das war auch nicht mein Zweck. Das hatte sich dann erst entwickelt, irgend wann aus Trotz heraus, als ich merkte, dass das System, an das ich glaubte, Treue von der Haarfrisur abhängig machte.

Jörn Ranisch, 37 Jahre, Kartograph


Wohnraumgestaltung

Da der Wohnraum allgemein auch als Wohlfühl- und Rückzugsort genutzt wird, spielt bei vielen Goths insbesondere die Wohnraumgestaltung eine wesentliche Rolle. In den 1980er Jahren war es üblich, die Wände und Zimmerdecken mit zumeist schwarz gefärbten Stoffen und Tüchern auszuschmücken und mit Accessoires wie Rosenkränze, Kreuze, Plastikrosen oder Grabscherpen zu dekorieren. Auch die Zimmereinrichtung bestand häufig aus schwarzen Möbeln und Gegenständen wie Kerzenleuchtern, Grableuchten oder Totenschädeln, wodurch der Wohnraum oft eine friedhofsnahe Atmosphäre vermittelte.

Nachdem sich die Gothic-Szene im Verlauf der 1990er Jahre aus dem Status als Jugendkultur herauslöste, verschwanden diese – inzwischen größtenteils als klischeehaft geltenden – Formen der Wohnraumgestaltung allmählich und wurden durch weniger makabere Gestaltungsformen abgelöst, die beispielsweise der viktorianischen Raumgestaltungund dem Historismus („Gründerzeitstil“) nachempfunden sind oder sich an einem zeitgemäßen, schlichten und neutralfarbenen Jugendzimmerstil orientieren. Nahezu ausschließlich in Teilen der Batcave-Kultur sind die Gestaltungselemente der 1980er, wie zerrissene Textilien, Spinnennetze, Schädel oder Fledermaus-Attrappen, auf einer humoristischen Ebene erhalten geblieben.

Entwicklung der Gothic-Szene

Anfangsjahre (1981-1989)

Die Gothic-Kultur entstand ab den frühen 1980er Jahren europaweit als musikkulturelle Jugendszene. Wie bei anderen Jugendkulturen erfolgte hierbei ein Tribalisierungsprozess, der in einer ersten Stufe etwa 1983 abgeschlossen war. Nicht ganz geklärt ist, ob die Gothic-Szene von England aus Verbreitung fand oder ob sich in anderen europäischen Ländern gleichzeitig Parallelszenen entwickelten. So tourten Gruppen wie Siouxsie & The Banshees oder The Cure bereits in den Jahren 1980/1981 durch Deutschland (u. a. Hamburger Markthalle und SO36 in Berlin; im Rahmen der „Rock/Pop“-Sendungen wurde 1981 ein Auftritt der Banshees im ZDF übertragen) und konnten schon zu dieser Zeit zahlreiche Fans gewinnen. Auch die Post-Punk-Band Joy Division gab 1980 zwei Auftritte in Köln und Berlin und war demzufolge in Deutschland bekannt. England diente jedoch als Reiseziel sowie als Orientierungspunkt bezüglich Musik und Mode. Es fand somit ein Austausch auf internationaler Ebene statt.

Inspiriert durch weitere Künstler, wie Bauhaus, The Sisters of Mercy, Christian Death, Xmal Deutschland und UK Decay, entwickelten sich so beispielsweise im deutschsprachigen Raum zunächst kleinere, regionale Gruppierungen (Cliquen), die in der Punk- und New-Wave-Bewegung Westeuropas verwurzelt waren, untereinander jedoch kaum Kontakt hielten. Speziell in den Großstädten standen sich viele der Jugendcliquen infolge von Generationskonflikten feindlich gesinnt gegenüber. Die frühesten Entwicklungsansätze der Gothic-Bewegung in Deutschland lassen sich seit etwa 1982 in der ehemaligen Mauerstadt West-Berlin finden, die sich in den 1980er Jahren zu einem Wallfahrtsort der westdeutschen Gothic-Szene entwickelte und einen intensiven Austausch mit London pflegte. Hier trafen sich die Goths aus der gesamten Bundesrepublik am Bahnhof Zoo oder auf dem Breitscheidplatz; zu den bedeutendsten Diskotheken zählten in dieser Zeit das Trash im Stadtteil Kreuzberg (später „Altes Kaufhaus“ alias „A. K.“) oder das Linientreu.[109][96] In Österreich entfaltete sich das U4 in Wien zu einem zentralen Szenetreffpunkt.

Vor zehn oder zwölf Jahren fing es an, Jugendliche zu geben, die sich, angeregt durch akustische und optische Erscheinungen im Reiche des Poppes und des Rockes, in schwarze Tücher hüllten, sich die Haare dunkel und nach oben weisend machten und finster blickend durch die Großstädte schlichen. Wie sie sich selber nannten, weiß ich nicht. Aber ich erinnere mich an eine so zurechtgemachte Frau, die sagte, sie wäre eine »Gothic-Frau«. Andere nannten diese Menschen »Gruftis«...

Max Goldt, Schriftsteller, Kolumnist und Musiker, 1992

Bereits in der Entstehungsphase der Gothic-Szene galt die erste Welle der Gothic-Musik ca. 1984 als erloschen. Bedeutsame Vertreter wie Bauhaus, The Cure, UK Decay, Specimen, The Southern Death Cult oder The Danse Society wandelten ihren musikalischen Stil oder gingen getrennte Wege. Diese Gegebenheit schlug sich bald auf die englische Regionalszene nieder, die schon in der Mitte der 1980er Jahre erste Verfallserscheinungen zeigte. War die Gothic-Bewegung in England primär eine Mode-Erscheinung unter vielen, die sich hauptsächlich in Clubs wie Clarendon Ballroom, Batcave, Kit Kat (alle drei London) oder The Phonographique in Leeds (bekannt durch die Veranstaltungsreihe „Black Sheep“) zusammenfand, so konnte sie im restlichen Europa, vor allem in den industriestärksten Regionen Deutschlands, Frankreichs und der Niederlande, Fuß fassen.

Damals war es modisch, Goth zu sein. Deshalb war die Anhängerschaft größer. Als sich der Modegeschmack änderte, blieben die »wahren Goths« dabei. Aber die Leute, die nur der Mode gefolgt waren, wandten sich anderen Dingen zu.

Andrew Bachelor alias Damien DeVille, Lead-Gitarrist der britischen Gothic-Rock-Band Nosferatu

In Spanien beschränkte sich die Szene auf die Zentren Madrid, Barcelona und Saragossa.Sie war – ebenso wie Italiens Szene– nur eine kurzlebige Bewegung, die in der Mitte der 1980er abflaute und erst in den 1990er Jahren einen Aufschwung erfuhr.In den USA bildeten sich insbesondere in den Küstenstädten Los Angeles, New York und Philadelphia gothic-spezifische Infrastrukturen heraus, während Städte wie Boston, Detroit oder Chicago schwerpunktmäßig durch Post-Industrial (bzw. Electro-Industrial), House und Detroit Techno geprägt wurden. Los Angeles nimmt dabei eine gesonderte Rolle ein. Die Stadt avancierte zum Zentrum der Death-Rock-Bewegung, in deren Umfeld sich ein Teil der US-amerikanischen Gothic-Szene entwickelte. In Kanada bildete das Gebiet um Toronto, Montreal und Québec die kulturelle Kernregion.

Die Frisuren und Kleidungsstile der Goths waren zu dieser Zeit stark an das Erscheinungsbild der Punk- und New-Wave-Bewegung angelehnt oder wurden von den musikalischen Leitfiguren übernommen. Populäre Künstler wie Robert Smith (The Cure), Rozz Williams (Christian Death), Siouxsie Sioux (Siouxsie & The Banshees), Peter Murphy (Bauhaus) oder Jonathan Melton (alias Johnny Slut, Specimen) sind bis heute Idole der Gothic-Kultur und dienten hierbei als Vorbild.

Es dauerte ein Jahr, bevor uns klar wurde, dass wir ein großes Publikum anzogen, Post-Punks, die sich in etwas verwandelten, das wir »Wildebeests«, wilde Kreaturen, nannten.Einerseits hatten wir ein Publikum, das wir durch unsere eigene Arbeit geschaffen hatten, andererseits waren wir auch ein wenig irritiert, neugierig und reichlich verwirrt: Wieso sieht unser Publikum so seltsam aus? Uns selbst war nicht bewusst, wie wir aussahen. Nach einer Weile wird man immun gegen die Schockwirkung des eigenen Outfits. Da wird das die Norm.

Peter Murphy, Sänger der Gruppe Bauhaus

Ab 1984 wurde die Szene zunehmend auch in deutschen Punk-Fanzines erwähnt. So beklagte das Mettmanner Szenemagazin The Mettmist in einem Bericht über einen Auftritt der Band Christian Death im Club „Okie Dokie“ in Neuss:

Wieder mal spät begann das Konzert der amerikanischen Oberdüster-Gruppe Christian Death. […] Das Publikum war ebenfalls sehr düster […] Einige waren in vollem „Christian Death“-Outfit erschienen. Na ja, an der Gruppe fand ich diese Klamotten ja toll. Aber sie total nachzumachen?

The Mettmist, deutsches Punk-Rock-Fanzine, 1984

Als weiterer Einflussfaktor gelten die regionalen Unterschiede bezüglich der Umwelt- und Lebensbedingungen und einem damit verbundenen Lebensgefühl. In Gebieten, die durch Industrie geprägt waren, herrschte vielmehr ein punk-lastiger Kleidungsstil vor. In Regionen, in denen ein historischer Architekturstil dominierte, fühlte sich hingegen ein Teil der Gothic-Szene von Epochen vergangener Tage inspiriert. So entstanden beispielsweise im süddeutschen Raum unterschiedliche Kleidungsstile, die sich an der Zeit der Romantik oder des Barock orientierten. Diese Stile werden häufig auch als Einfluss der englischen New-Romantic-Bewegung gedeutet.

Daneben ließen sich unzählige Goths von Filmfiguren aus Horror- und B-Movie-Klassikern wie Nosferatu, Die schwarze Katze, Der Rabe und The Hunger oder Filmkomödien wie The Munsters und The Comedy of Terrors inspirieren. Obwohl sie sich derselben Kultur zugehörig fühlten, unterschieden sich Goths, die sich an Horrorfilm- und Romanfiguren oder an Teilen der New-Romantic-Bewegung orientierten, schon früh von solchen, die eher dem Punk zugeneigt waren, sowohl was ihr Erscheinungsbild als auch ihre Lebensansichten anbelangte.

In der Mitte der 1980er begannen sich zunehmend Zeitschriften wie die BRAVO (Deutschland) und der Rennbahn-Express (Österreich) für das Jugendphänomen zu interessieren. So veröffentlichte die BRAVO unter anderem im März 1986 den Bericht „Die Gothics lieben Grüfte“. Schon im Februar des darauf folgenden Jahres startete mit „Ratte macht die Fliege“ eine achtteilige Gothic-Foto-Love-Story.

Aufgrund des Mangels an musikalischen Idolen begann jedoch ab etwa 1987 auch die Szene in Deutschland allmählich zu zerfallen. Diesem Verfall wirkten Gruppen wie The Sisters of Mercy, The Cure oder Fields of the Nephilim entgegen. Neben Robert Smith, der sich nach einem Ausflug in kommerzielle Popgefilde auf seine Dark-Wave-Wurzeln zurückbesann, waren insbesondere Andrew Eldritch (The Sisters of Mercy) und Carl McCoy (Fields of the Nephilim) führende Musiker dieser Ära. Letztere beeinflussten die Mode einer neuen, speziell in Großbritannien als Bonanzas bezeichneten Splitterkultur nachhaltig, obgleich das für die frühe Gothic-Kultur charakteristische punk- und wave-bezogene Erscheinungsbild weiterhin dominierte.

Andere, kulturell bedeutende Bands aus dem Gothic-/Dark-Wave-Umfeld waren The Mission, Dead Can Dance, Clan of Xymox, The Fair Sex, Pink Turns Blue, Psyche oder Girls Under Glass.

Zu jener Zeit entwickelten sich Diskotheken wie das Zwischenfall in Bochum-Langendreer, das Abby in Meßkirch, das Ohm in Mannheim, das Cräsh in Freiburg oder das Madhouse in Berlin zu wichtigen Szenetreffpunkten in Deutschland.

Begegnungsräume

Fungierte der Breitscheidplatz als Treffpunkt der Gruftis und Waver in West-Berlin, so übernahm der Alexanderplatz in Ost-Berlin diese Aufgabe für die Gruftis in der DDR. Zumeist an den Wochenenden reisten Anhänger der Gothic-Szene aus verschiedenen Städten Ostdeutschlands, wie Leipzig, Cottbus, Suhl oder Zwickau, nach Berlin und versammelten sich dort in der Nähe der Urania-Weltzeituhr.

Obwohl in den Jahren 1985 bis 1988 zahlreiche Treffen von der Staatsgewalt unterbunden wurden, gelang es ostdeutschen Szeneangehörigen dennoch, spontan und illegal private Feten, wie in Berlin-Weißensee oder im Jugendclub Rotkamp, zu organisieren. Größere Veranstaltungen, wie die Silvesterfeste 1987 und 1988 in Berlin-Spindlersfeld, waren hingegen selten. Ein Schlüsselereignis in der Geschichte der ostdeutschen Wave- und Grufti-Bewegung war die Walpurgisnacht 1988. In Potsdam, auf der ehemaligen Schlossruine Belvedere auf dem Pfingstberg, trafen sich, nach anfangs 20 Leuten, etwa 150 „Schwarze“ aus der gesamten Republik. Der zunächst ungestörte Ablauf dieser Zusammenkunft wurde jedoch von den Ordnungskräften des damaligen DDR-Regimes beendet.

Es griff vor allem der Tatbestand der verbotenen Zusammenrottung, wenn sich mehr als drei Personen ohne behördliche Genehmigung auf öffentlichen Straßen oder Plätzen trafen. Auch wenn sich nach einigen Schilderungen einige der Jugendlichen ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei lieferten, ist im Allgemeinen von einer stärkeren Präferenz privater Treffen auszugehen, was vor staatlicher Kontrolle jedoch nicht schützte.

In dieser Zeit gab es nur wenige Diskotheken und Jugendclubs, die gothic- und dark-wave-spezifische Musik in ihr Programm aufnahmen. Einer der bekanntesten Veranstaltungsorte war der Live-Club in Berlin-Friedrichshain, der 1988 im Keller einer Neubauschule eröffnet wurde.Für die Kulturstadt Leipzig waren in den späten 1980er Jahren der Eiskeller (heute „Conne Island“) im Stadtteil Connewitz, das „Haus Auensee“ im Stadtteil Wahren[158] und seit Frühjahr 1990 das soziokulturelle Zentrum „Die VILLA“ in der Leipziger Innenstadt von Bedeutung.

Am 4. und 5. August 1990 fanden in Leipzig und Dresden die beiden ersten und einzigen Konzerte von The Cure im ostdeutschen Raum statt. Mehrere tausend Festivalbesucher aus Ost und West wohnten den mehrstündigen Konzerten friedlich bei. Die Aufführung in Leipzig wurde im September desselben Jahres vom Deutschen Fernsehfunk (DFF 2) übertragen.


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